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Willy Brandt: Ostpolitik, die zur internationalen Entspannung beigetragen hat

Am 10. Dezember 1971 wurde die Sitzung im deutschen Bundestag plötzlich mit einer Bombenachricht unterbrochen. Willy Brandt, der damalige Bundeskanzler Deutschlands wurde zum neuen Friedensnobelpreisträger. Für welche Verdienste hat einer der hervorragendsten Politiker des 20. Jahrhunderts den angesehenen Preis bekommen? Und welche Hindernisse musste er überwinden, um seine politischen Absichten zu realisieren?

Er gilt als “Kanzler der Entspannungspolitik” und sein Motto “Wandel durch Annäherung” ist in der ganzen Welt bekannt. In den Zeiten des Kalten Krieges und der Zersplitterung Deutschlands schien es kaum möglich zu sein, eine Brücke zwischen dem westlichen und östlichen Europa zu bauen. Nicht aber für Willy Brandt, der ausschließlich friedliche Wege zur Beilegung der Konflikte propagierte.

Vom Exil in Norwegen bis zum Bundeskanzler

Der künftige Bundeskanzler wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren, damals noch Herbert Frahm. Der Deckname Willy Brandt entstand erstmals 1934 in Norwegen und 1947 wird zu seinem offiziellen Namen. Anfang 30er Jahren war Herbert Frahm in SPD und der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) tätig. Als Hitler an die Macht kam, wurde Brandt gezwungen nach Norwegen zu fliehen, denn die Richtlinien von SAP war der Ideologie der Nationalsozialisten entgegengesetzt. In Oslo arbeitete er als Korrespondent in den norwegischen Zeitungen und setzte seine politische Tätigkeit fort.

Nach dem Kriegsende ist der Politiker wieder nach Deutschland zurückgekehrt, wo er seine politische Karriere mit neuer Energie entfaltet hat. Berliner Senat, Bürgermeister von Westberlin, Außenminister. So bildete sich der politische Weg von Willy Brandt heraus, indem er allmählich Sympathie der Deutschen gewann. 1969 fand die Bundestagswahl, wo die Koalition von der sozialdemokratischen SPD und der freidemokratischen FDP die Mehrheit geholt hat. Als Folge wurde Willy Brandt zum vierten Bundeskanzler Bundesrepublik Deutschlands.

Nur durch friedliche Mittel

Das Konzept der Entspannungspolitik, nach welchem sich Brandt richtete, bestimmte meistenteils die Beziehungen zwischen den osteuropäischen Staaten. Der Bundeskanzler hat vor allem den Kontakt zur DDR wiederhergestellt, was für die damalige Regierung absolut unzulässig war. Aus diesem Grund haben viele Konservativer harte Kritik auf Richtlinien des neuen Kanzlers geübt: seine Entspannungspolitik mit den Ostblockstaaten, unter anderem mit der DDR sei ein Irrweg. Trotzdem hat Brandt geschafft, den wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Ost-West-Beziehungen zu leisten, insbesondere durch die Verträge mit Polen und der Sowjetunion. Der Politiker hat außergewöhnlichen Mut demonstriert, indem er einen Dialog mit dem kommunistischen Regime angefangen hat. Einige Politikwissenschaftler nehmen an, dass friedliche Politik des Kanzlers eine vorsichtige Strategie der Deutschen Wiedervereinigung und Abschwächung des sowjetischen Einflusses war.

Friedensnobelpreisträger und Anerkennung im Ausland

Das Bild des Willy Brandts Kniefalls am Mahnmal der Opfer des Warschauer Ghettos am 7. Dezember 1970 hat die ganze Welt überrascht. Durch die Geste hat Brandt für die Übeltat der Nationalsozialisten entschuldigt. “Ich bitte für mein Volk um Verzeihung, bete auch darum, dass man uns verzeihen möge,” hat der Bundeskanzler später sein Verhältnis kommentiert. Mit so einer Geste hat der Politiker noch mehr Respekt weltweit gewonnen.

So wurde Willy Brandt am 10. Dezember 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Verleihung war eine Überraschung selbst für den Kanzler. Das Komitee hat ihn unter insgesamt 39 Kandidaten ausgewählt, und er wurde zum vierten Deutschen, der den Friedensnobelpreis erhalten hat. Die Glückwünsche der Weltregierenden haben sich nicht verspätet. Die Abgeordneten Bundestags klatschten langen Beifall, als die Meldung aus Norwegen kam. Selbst einige Vertreter der CDU, die damaligen Oppositioneller, haben sich von den Sitzen erhoben. So eine Anerkennung war schwer zu bestreiten.

Auskunft: Der erste Friedensnobelpreis wird 1901 an den Begründer des Roten Kreuzes Henry J. Dunant verliehen. Traditionell wird der Preis am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Oslo übergeben. Die Preisträger erhalten dabei eine Urkunde, eine Goldmedaille mit dem Porträt Alfred Nobels und einen Geldpreis.